Dienstag, 25. Mai 2010

In SANTIAGO DE COMPOSTELA Letzter Teil

ANKOMMEN UND ERWARTET WERDEN

Hola,
gestern am Montag hatte der Wetterbericht unrecht. Es war ein wunderschoener Tag, nicht zu heiss, angenehm auszuhalten.
Das Leben in SdC normalisiert sich langsam, es kehrt Alltag ein. Pfingstmontag ist in Spanien kein Feiertag. Die Touristenstroeme verebben, die Aufsichtsbeamten an der Kathedrale druecken schon mal ein Auge zu, wenn man den Ausgang als Eingang benutzt und es herrscht kein Gedraenge mehr.
Es waren am Pfingsten einfach zu viele Veranstaltungen und Fiestas in SdC. (Kirmes, Umzuege jedweder Art, Volkslauf, Nationales Fest der Befreiung von den Mauren in der >Schlacht von Clavijo<  und die vielen spanischen "Wochenendpilger")
Um 12 Uhr habe ich die Pilgermesse besucht, die der Erzbischof von Santiago gehalten hat. Anschliessend habe ich das Angebot der Dioezese Rottenburg-Stuttgart wahrgenommen und habe an der deutschsprachigen Pilgerbetreuung teilgenommen. Im Kreis von ca. 15 Pilgern wurden die Eindruecke und Erfahrungen ausgetauscht.
Abends wurde eine Kathedralfuehrung angeboten, die sehr interessant war und einiges Neues mit sich brachte.
Anschliessend in der Bar "La Tipi", Heinz, Willi, Mario und Dirk, erinnert ihr euch, zu Abend gegessen.
Wie vor 2 Jahren folgendes Gericht der ins deutsche uebersetzten Karte bestellt:
heimisch gekocht (nur montags)    8,00 Euro
Ein galicisches Gericht, "westfaelisch" zubereitet: Kartoffeln, Kohl, Kichererbsen (nicht westfaelisch), Kassler, gekochte Schweinerippe und gekochte Chorizo, die spanische Abwandlung einer Westfaelischen Mettwurst. hmmm lecker....... Dazu zwei Grande Cerveza!!!!  Was will ein Pilgerherz mehr......
Am heutigen Dienstagmorgen haben wir mit 7 Pilgern und Thomas, einem Priester der Dioezese Rottenburg-Stuttgart in der kleinen Grabkapelle des Apostels Jakobus Gottesdienst gefeiert.
Dort bin ich angekommen und erwartet worden.
Jetzt bin ich da, wo ich sein wollte, ich habe meinen Weg auf dieser Fahrt gefunden.
Dieser Gottesdienst war der Abschluss meiner Pilgerfahrt, der Abschluss der Via de La Plata.
Ein neuer Weg beginnt!
Hasta pronto y buena suerte en Bocholt
Franz

Sonntag, 23. Mai 2010

In SANTIAGO 3. Teil

Hola an alle,
aus dem fast unertraeglich heissem und schwuelen Santiago liebe Gruesse und ein herzliches Danke fuer die netten Worte auf dem Weg und am Ende des Weges. Ich habe mich ueber jeden Kommentar und jede Zuschrift im Blog und im Pilgerforum von euch gefreut.
Es tut gut, auf einem guten Weg von guten Freunden und Bekannten begleitet zu werden.
Heute morgen bin ich um halb acht zur Innenstadt gelaufen und habe die morgentliche Ruhe bei angenehmen Temperaturen auf einer Bank am "Pferdebrunnen" genossen. Vor dem Pilgerbuero wiede eine lange Schlange von wartenden Pilgern, einige lagen in ihren Schlafsaecken auf der Strasse und schliefen. Ein Bild der Ruhe und des Friedens.
In der Kathedrale war es noch ruhig, in einer Seitenkapelle wurde eine Messe gefeiert. An der habe ich teilgenommen und fuer alle, die mich darum gebeten hatten, ein "Stroefken" mitgebetet, selbstverstaendlich habe ich auch alle eingeschlossen, die nicht darum gebeten bzw. vergessen hatten.
Mario, in einem meiner Vorberichte ist mir ein Rechenfehler unterlaufen. Die Gesamtstrecke betraegt 1020 km. Es war wohl zu heiss an dem Tag oder ich war zu kaputt!
Hermann, ja, ich habe gestern abend die Bayern gesehen. Wie du weisst, ist Radsport mein Sport und vor allem bin ich kein Bayern Fan. (Die Bayern Fans moegen es mir verzeihen!)
Aber als Deutscher, und Bayern gehoert ja doch irgendwie dazu, habe ich bei Jakobus um Beistand fuer "unsere" Bayern gebeten. Es hat nichts genutzt, er hat mich nicht erhoert!
Aber glaube mir, in der Bar beim Fussballspiel war auch ohne spanische Beteiligung eine bessere Stimmung, als sie bei einem Endspiel bei der WM zwischen Holland und Deutschland in einer Kneipe in Dinxperlo oder Suderwick sein koennte!!!!
Meine Siesta habe ich beendet und werde jetzt zum Alameda Park gehen und dort nach huebschen Spanierinnen Ausschau halten. (Hoffentlich kuehlt es bald ab!!!!)
In diesem Sinne alles Gute
Franz

Samstag, 22. Mai 2010

In SANTIAGO DE COMPOSTELA, 2. Teil

Hola in der Heimat,
heute morgen ganz frueh meine Sachen umgepackt, vieles brauche ich ja nicht mehr. Dann alles rueber in "mein" Hotel und um 8 Uhr auf zur Kathedrale. Die Strassen sind menschenleer, nur vor dem Pilgerbuero steht zu frueher Stunde schon eine endlose Schlange von Pilgern, die ihre Compostela erhalten wollen. Ja, die Pilger sind halt Fruehaufsteher. Und oh Wunder, die Muellabfuhr hat ueber Nacht zumindest im Stadtkern alles gesauebert und den Muell abgefahren.
Gestern mit Sonne in den Speichen, heute mit Sonne im Herzen stehe ich auf dem menschenleeren Praza Do Obradoiro vor den Tuermen der Kathedrale.
Ich setze mich auf eine Steinbank und lasse den Weg Revue passieren.
Ich hatte einen guten Weg, einen buen Camino.
Die kleinen und grossen Widrigkeiten sind vergessen, es zaehlt nur noch das Positive, das Gute des Weges.
Was habe ich auf diesem Weg nicht alles erlebt und "erfahren"!
Sonne, Regen, Wind, Kaelte, Hitze.
Berge, Taeler, Fluesse, Doerfer, Staedte, Bauernhoefe.
Kapellen, Bruecken, Kathedralen, Palaeste, Burgen, Fincas.
Und ueber 2000 Jahre Geschichte.
Voller Glueck stehe ich vor der Kathedrale mit dem Wissen, dass am Ziel des Weges der Weg beendet ist.
Ist der Weg beendet?
Ja, die Via de la Plata, mein zweiter Jakobsweg ist beendet.
Aber auf dem Praza Do Obradoiro, dem Ende der Via und aller Jakobswege, beginnt ein neuer Weg.
Wie so oft im Leben.
Die Pilgermesse werde ich heute nicht besuchen, der Andrang ist unglaublich. Ich habe ja noch Zeit dazu.
Es gibt so viele Wege, die noch zu gehen sind.
Buen Camino und ein frohes Pfingstfest
wuenscht
Franz

Freitag, 21. Mai 2010

In Santiago 1. Teil

Hola,
ich berichte erst mal vom gestrigen Tag.
Nach dem Fruehstueck, 3 Grande Cafe con Leche und 1 Toastada mit Olivenoel und Salz geht die Fahrt sofort bergauf. Nach 7 km von 530 auf 817 m aufgestiegen, Mann oh Mann, aber besser morgens als nachmittags. Dan ca 15 km mit kleinen "Aufwaermuebungen" zum Warmfahren wieder runter auf 550 m bis Lalin. Dort Cafe getrunken, es sind noch 50 km bis SdC. Unterwegs in einer kleinen romanischen Kirche eingekehrt, sie war offen, weil gerade geputzt wurde. Ganz kleine Fenster, kuehler Raum, ein Raum zum "Einkehren". Am Brunnen Kopf, Arme und Beine gekuehlt, es ist 33 Grad!
Weiter geht es auf und ab mit "Sonne in den Speichen", im wahrsten Sinne des Wortes.
Gegen 13 Uhr, mein Hinterrad schleift, ich steige ab und stelle fest, dass die Felge eingerissen ist und die Decke droht, aus dem Felgenbett zu springen.
Ein Fingerzeig Santiagos, auf mein Knie zu achten und nicht mehr nach Muxia und Finisterre weiterzufahren?
Oder ist es ein Materialfehler, denn nach gesamten 2000 km darf keine Felge reissen.
Auf alle Faelle, die Felge ist hin.
Die hintere Bremse geloest, vorsichtig weitergefahren auf der Suche nach einer Unterkunft. In einer Bar nach einem Hostal gefragt, ca. 12 km vor Santiago. In 3 km, ist die Auskunft des Kellners. Beim Rad stelle ich fest, es ist platt. Ich auch. Der Kellner ruft ein Taxi, nach 1 Stunde geht es mit dem Taxi und dem Rad nach Santiago. Mit dem Rad sofort in eine Werkstatt, die Reperatur dauert wegen Pfingsten bis kommenden Mittwoch. Mit dem Taxi weiter zum Hotel, es ist nicht frei, ich bin auch einen Tag zu frueh da. Es wird mir ein Hotel in 200 m Entfernung angeboten. Dann die Frage, ob ich bis zum kommenden Donnerstag im bestellten Hotel bleiben kann. Ja, das geht. Wunderbar.
Geduscht, umgezogen, mit dem Ausweis zum Pilgerbuero gegen 18 Uhr. Bekomme ohne warten zu muessen, meine Compostela. Dann zu Santiago in der Kathedrale. Ich erinnere mich zurueck, heute genau vor 2 Jahren standen wir zu viert, Heinz, Willi, Mario und ich an gleicher Stelle. Erinnerungen werden wach.
Doch das ist nicht "mein" Santiago, dass ist Kirmes. In der Kathedrale kann man sich nicht frei bewegen, die Wege sind genau regelmentiert, es ist laut, dass keine Andacht und Einkehr aufkommen kann. Ich erinnere mich an das kleine Kirchlein von heute morgen. Vielleicht muss es so sein.
Draussen auf dem Vorplatz ein Umzug mit vielerlei Kostuemen, vom Pilger bis zum Raumfahrer mit MG !?!?
Ramba, Zamba in allen Gassen.
Das reicht!
Bin zurueck zum Hotel gefluechtet. Nebenbei streikte bis heute auch noch die Muellabfuhr in ScC. Die Container quollen ueber, es herrschte ein widriger Geruch.
Das war nicht mein Tag.
Das war nicht mein Santiago.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Aus Xinyo de Lima

Ein Hola an alle,
"lebt denn der alte Bicigrino noch.........................
JA, er lebt noch, er lebt noch........................"
Jetzt habt ihr mehrere Tage nichts mehr von mir gehoert. Ich bin ja auch in der Diaspora, nein, nicht im katholischen Sinne, sondern im World Wide Web.
In den letzten Tagen habe ich nur in kleinen Orten uebernachtet ohne Internetmoeglichkeit.
Jetzt bin ich ca. 40 km vor Orense, der letzten grossen Stadt vor Santiago.
1000 km sind geschafft, 150 liegen noch vor mir.
Ich moechte jetzt nicht auf Einzelheiten eingehen, aber mein Knie machte mir in den letzten Tagen Sorgen.
DenOrginalweg, den ich bis hinter Zamora groesstenteils gefahren bin, war teilweise unpassierbar, aufgeweicht und hatte steile Auf- und Abfahrten. Nichts mehr fuer mein laediertes Knie.
Der Orginalweg ist schoener, die Strasse weniger anstrengend, teilweise auch schoen, wenig befahren.
Hoerst du auf dein Herz, faehrst du die Via,
hoerst du auf deine Knie, faehrst du die Strasse.
Ich habe mich fuer die Strasse entschieden und glaube, das war gut so.
Der Belag ist glatt, die neue Autobahn entlang der N 525 macht diese bald zu einer "Geisterstrasse", kaum 100 Autos den lieben langen Tag gesehen. Und vor allem sind die Anstiege laenger gezogen und somit gelenkschonender zu fahren.
Jetzt habe ich noch 3 Tage bis Santiago.
Der Bart waechst und auch die Zuversicht, gesund und heile in Santiago anzukommen.
In diesem Sinne euch allen einen
Buen Camino,
einen guten Weg
Franz
PS: Will euch ja nicht neidisch machen, aber das Wetter der letzten Tage ist einfach traumhaft.
Wolkenloser Himmel und Temperaturen um die 30 Grad. Was will ein altes Pilgerherz mehr!

Freitag, 14. Mai 2010

Danke

Hola,
habe ich doch glatt vergessen!
Einen recht herzlichen Dank allen, die "zuhause" an mich denken und mir hier im Blog und im Pilgerforum Gruesse und Wuensche ausrichten.
Danke

"Ruhetag" in Salamanca

Hola in der Heimat,
heute habe ich einen Ruhetag eingelegt. Gestern abend frueh ins warme Bettchen, bis halb acht, man glaubt es kaum, als Fruehaufsteher, durchgeschlafen.
Gefruehstueckt und dann mit der bicicletta zur Roemerbruecke, bei der ich gestern wegen der Kaelte durchgefahren bin. Von 26 Boegen stammen noch 15 aus der Roemerzeit. Gewaltig.
Danach in die Altstadt. Ein Thermometer zeigt 6 Grad an. brrrrrrrrrrr!!!!!!!!!!!!
Erst zur Touristinfo im Muschelhaus, einen Stempel und Infos geholt.
Dann die neue Kathedrale besichtigt. Beindruckend von innen und aussen, unglaublich filigrane Steinmetzarbeiten in einem hellen Sandstein.
Danach in die alte Kathedrale, heute ein Museum.
Den Turm habe ich aus Ruecksicht auf meine Knie nicht bestiegen, ich moechte noch bis Santiago.
Auf dem Weg zum Plaza de Major einige Pilger wiedergetroffen, u.a. Anne, die am Sonntag mit dem Bus nach Santiago faehrt und am Montag den Heimflug nach Muenster antritt. Sie hat den ersten Teil der Via geschafft.
Der Plaza de Major soll einer der schoensten und groessten in Spanien sein. Leider war auf dem Platz eine Ausstellung und man konnte das gesamte Ausmass des Platzes nicht sehen.
Nachmittags setzte wieder leichter Regen ein.
Heute abend werden die Sachen gepackt und die restlichen Socken mit dem Foehn getrocknet.
Morgen steht der Weg nach Zamora auf dem Programm.
Sprecht mal mit Petrus, dass das Wetter besser werden soll.
Lasst es euch gutgehen.
Franz